Am 25. Oktober 2018 hat das Erzählbistro in Bern seine erste Veranstaltung durchgeführt. Rund 40 Personen haben erzählt, was ihnen geholfen hat, die Ereignisse ihrer Jugend zu verarbeiten. Der Anlass war ein grosser Erfolg. Die nächste Veranstaltung findet am 10. Dezember 2018 in Olten statt.

Die ersten Gäste trudelten bereits eine Stunde vor Beginn des Erzählbistro in der «Heitere Fahne» in Wabern ein. Einer der Betroffenen zog spontan sein «Handörgeli» aus einem Rucksack und spielte die Anwesenden in Laune. Später erzählte er in der Runde, dass ihm als Kind in einem Umfeld der Gewalt und Unterdrückung die Musik verwehrt worden war, und wie er seine Talente erst als erwachsener Mann entwickeln konnte.
Die Erwartungen der Teilnehmenden an das erste Erzählbistro waren gross. «Was passiert ist, beschäftigt mich jeden Tag», sagte eine Frau vor Beginn der Veranstaltung. Ein Mann ergänzte: «Ich rede mit Fremden nie über das, was passiert ist». Und eine weitere Frau erwidert: «Viele wissen nicht, was es bedeutet, wenn es einem Menschen wirklich schlecht geht – wir schon. Darum ist es mir wichtig, mit anderen zu reden, die das Gleiche erlebt haben».

Nach einer offiziellen Begrüssung durch Urs Allemann, dem Initiator des Erzählbistro, konnten sich die Teilnehmenden ihre Gruppe aussuchen. In drei Räumen redeten sie anschliessend über all das, was Ihnen geholfen hatte, die schrecklichen Erlebnisse aus der Kindheit und Jugend zu verarbeiten.
Die einen berichteten, wie sie in Parallelwelten geflüchtet seien, und die Fantasie ihre Rettung gewesen sei. «Ich luege fürre und nid hindetschi,» fasst ein Mann seine Überlebensstrategie zusammen. Andere erzählten vom Durchhaltewillen, der sich ausgeprägt habe, der ihnen ermöglichte, später auch unter widrigen Umständen das Leben zu meistern. Und viele nannten einen speziellen Menschen, der ihnen den Glauben an das Gute zurückgab: ein Lehrmeister, der fair war, eine Freundin, die Kraft gab, ein Mann oder eine Frau oder die Kinder, die Liebe und Glück zurückbrachten.

Es gab vereinzelt Tränen, wenn die Erinnerungen an die Oberfläche kamen. Vor allem aber gab es viel gegenseitige Unterstützung und Verständnis. «Es tut gut, zu spüren, dass andere das Gleiche erlebt haben, und es trotzdem geschafft haben», sagte ein Mann in der Schlussrunde. «Vielleicht sind wir nicht so weit gekommen, wie es möglich gewesen wäre, aber wir sind so weit gekommen, wie es möglich war.»
Beim gemeinsamen Mittagessen herrschte eine fröhliche und dankbare Stimmung. Und ein Mann brachte auf den Punkt, was viele dachten: «Hier im Erzählbistro konnten wir reden. Wir denen so lange nie jemand zugehört hat.»